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Kreisweite Energieerzeugungsgesellschaft ist machbar. So lautet das Ergebnis der Machbarkeitsstudie „Potential- und chancenorientierte Nutzung Erneuerbarer Energien in den Landkreisen Bernkastel-Wittlich und Cochem-Zell“, die Landrat Gregor Eibes im Rahmen einer Dienstbesprechung den Vertretern der Kommunen im Landkreis vorstellte. Demnach ergaben Detailberechnungen, dass die Kommunen bei einer eigenen Investitions-Beteiligung an den Windenergieanlagen nachhaltig um bis zu 50 Prozent bessere finanzielle Ergebnisse erzielen können als mit einer reinen Verpachtung ihrer Flächen. Zudem wird in der Studie die Schaffung kommunaler Unternehmensstrukturen und eine Realisierung von Windkraftprojekten unter kommunaler Führung empfohlen.

Was Landrat Gregor Eibes im Vorfeld der Studie bereits andeutete, wurde nun von den Experten des Kommunalberatungsunternehmens DKC Deka Kommunal Consult GmbH aus Düsseldorf bestätigt. Die Studie macht deutlich, dass nicht nur durch die Baumaßnahmen, sondern in großem Umfang auch aus dem Energieverkauf, dem laufenden Betrieb und Wartung, der Betriebsführung, den Arbeitsmarkteffekten sowie Steuerzahlungen eine deutlich höhere regionale Wertschöpfung realisiert werden kann.

„Aus jeder Stufe der Wertschöpfungskette lassen sich Chancen für die Kommunen und die Region realisieren. Je mehr Teile der Wertschöpfungsstufen in der Kommune selbst angesiedelt sind oder von ihr direkt beziehungsweise von ortsansässigen Unternehmen erbracht werden, desto höher fällt die kommunale Wertschöpfung aus, um so mehr Geld bleibt in der Region“, erläutern die Ökonomen.

Für 2-Megawatt-Windenergieanlagen hat die Agentur für Erneuerbare Energien sehr differenzierte Berechnungen der verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette entwickelt. Danach beläuft sich die kommunale Wertschöpfung pro Anlage auf insgesamt bis zu 2,83 Millionen Euro innerhalb eines Zeitraums von 20 Jahren. Geht man von 100 möglichen Windkraftanlagen im Landkreis Bernkastel-Wittlich aus, könnte sich somit ein Potential an Wertschöpfungseffekten von rund 283 Millionen Euro ergeben.

„Damit rücken die Kommunen im Landkreis dem Ziel näher, aus ökologischen und ökonomischen Gründen an der aus Investitionen in erneuerbare Energieerzeugung verbundenen Wertschöpfung regional größtmög­lich zu partizipieren“, betont Eibes bei der Vorstellung der Studie.

Für den Aufbau eines kommunalen Kooperationsprojektes schlagen die Verfasser der Studie ein 2-stufiges Modell vor. In der ersten Stufe soll eine „Kommunale Energiegesellschaft Landkreis Bernkastel-Wittlich“ in Form einer GmbH gegründet werden, in der neben den Orts- und Verbandsgemeinden, der Landkreis, die regionalen Banken sowie strategische Partner vertreten sind. Dabei werden mindestens 50 Prozent der Gesellschaftsanteile in kommunalen Händen liegen. Aufgabe dieser kommunalen Energiegesellschaft ist in einem ersten Schritt die Entwicklung von Windkraftstandorten. Später wird die Energiegesellschaft als Dienstleister für die Abwicklung des laufenden Betriebs, der Wartung und Verwaltung von Windkraftanlagen auftreten.

Die Windkraftanlagen selbst könnten durch „Kommunale Projektgesellschaften“ realisiert werden. In der Rechtsform einer GmbH und Co KG hätten Standortgemeinden, Orts- und Verbandsgemeinden, die Bürger, der Landkreis sowie strategische Partner die Möglichkeit einer Beteiligung als Kommanditisten, um so von der Wirtschaftlichkeit der Anlagen zu profitieren.

Mit welchen Erträgen die Kommunen rechnen können, wird anhand verschiedener Modellberechnungen aufgezeigt. Dabei wird deutlich, dass alle Kommunen von einer gemeinsamen Energiegesellschaft profitieren. Auch wird deutlich, dass die angedachte Lösung insbesondere für die Standortgemeinden einen erheblichen Mehrwert bedeutet. So erzielt eine Standortgemeinde bei einer 20-prozentigen aus Eigenmitteln finanzierten Beteiligung um 48 Prozent höhere Netto-Zuflüsse gegenüber einer reinen Pachtlösung. Sind Eigenmittel nicht vorhanden, hat die Standortgemeinde die Möglichkeit, Pachtanteile zu kapitalisieren und somit eine höhere Rendite zu erzielen. Bei einer Beteiligung mit 50 Prozent der Pachteinnahmen an der Projektgesellschaft könnte eine Standortgemeinde einen rund 35-prozentigen beziehungsweise 252.000 Euro höheren Netto-Zufluss pro 3-Megawatt-Windrad erzielen.

Landrat Gregor Eibes weist auf die Chancen hin, die die Energiewende dem ländlichen Raum bietet, und appelliert an die Vertreter der Kommunen: „Wir haben heute eine der größten Chancen, die Zukunft unserer Kommunen zu gestalten. Lassen Sie uns diese gemeinsam nutzen.“ Die Resonanz im Rahmen der Bürgermeister- und Ortsbürgermeisterdienstbesprechung stimmt ihn positiv, den eingeschlagenen Weg erfolgreich weiter zu gehen.

In Abstimmung mit den Bürgermeistern im Landkreis sind kurzfristig Informationsveranstaltungen für die kommunalen Ratsmitglieder vorgesehen. Ziel der Veranstaltungen ist, über die Vorteile einer kommunalen Energiegesellschaft zu informieren und für eine breite Beteiligung an einer solchen Gesellschaft durch Einbringung von potentiellen Windkraftstandorten oder finanziellen Beteiligungen zu werben. Bis zum Sommer hofft Landrat Eibes auf eine Vielzahl von positiven Rückmeldungen seitens der Gemeinden und Städte. Dann könne mit der Gründung einer gemeinsamen, kommunalen Energiegesellschaft kurzfristig gestartet werden.