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Das neue Kreisjahrbuch 2017 zeigt auf seinem Titel ehrenamtliche Helfer der Evangelischen Gemeinde Manderscheid, der Katholischen Pfarrei St. Hubertus Manderscheid und der Stadt Manderscheid, die gemeinsam mit Flüchtlingen Danke sagen für Geld- und Sachspenden aus vielen unterschiedlichen Aktionen. Foto: Klaus Schmitz

Mit dem neuen Kreisjahrbuch Bernkastel-Wittlich 2017 können die Leser auf Wanderschaft durch die Geschichte des Landkreises gehen und Menschen aller Couleur begegnen. Der Buchschwerpunkt lautet in diesem Jahr: Aus der alten Heimat in die Ferne … Aus der Ferne in die neue Heimat …

Im 18. Jahrhundert erteilte die russische Zarin den Auftrag, an der Mosel Menschen für die Besiedlung des Banats anzuwerben. Im 19. Jahrhundert gingen massenweise Moselaner, Eifeler und Hunsrücker nach Nord- und Südamerika. Im Vorwort des Kreisjahrbuchs 2017 schreibt Landrat Gregor Eibes zum Buchschwerpunkt: „Wenn es in der Heimat nicht genug zu essen gibt, wenn es mit der persönlichen Freiheit nicht weit her ist oder Kriege wüten, suchen Menschen das Weite, fassen den Entschluss, auszuwandern. … Als damals ganze Familien aus unserer Region wegzogen, durften sie auf anderen Kontinenten einen Neuanfang wagen. … Heute kommen Menschen aus allen Ecken der Welt zu uns und wollen hier in Frieden leben. Sie sind ein Gewinn für die gesamte Gesellschaft. Jährlich erhalten viele ausländische Mitbürger, die in Wohnorten des Landkreises heimisch geworden sind, von mir ihre Einbürgerungsurkunden überreicht.“

Packende Beiträge informieren über Menschen, die diese Schritte im Lauf der Jahrhunderte gewagt haben: Wie sich gewaltige Flüchtlingsströme in der Nachkriegszeit auch auf unseren Landkreis zubewegten und wie die Flüchtlinge aus dem Osten – Menschen auf der Suche nach einer neuen Heimat – in den Dörfern des Landkreises aufgenommen wurden, schildern ausführliche Artikel hierzu sowie eindrucksvolle Rückblenden. Weiter geht es mit lebendigen Erzählungen über das neue Leben im Landkreis heute und das frühere alte in ferner Heimat. Auch wird über aktuelle ehrenamtliche Flüchtlingshilfe berichtet.

Auf seinen insgesamt 200 Seiten bringt das neue Kreisjahrbuch daneben auch aktuelle und historische Informationen, Gedichte, Anekdoten und Geschichten. Hier einige Einblicke in das Buch des Landkreises, in dem engagierte Autorinnen und Autoren über Land und Leute der Heimat schreiben:

Auf den ersten Seiten stehen heutige aktive Menschen im Vordergrund: Dem Bericht über den Fotowettbewerb »Lebendige Moselweinberge« des Dienstleistungszentrums Mosel mit wunderbaren Weinbergs-Ein- und Ansichten folgen Einblicke in die Arbeit einer Kultur- und Weinbotschafterin.

Über den erstaunlichen Lebensweg einer Frau, die mit dem Downsyndrom geboren wurde, und es mit Mut, Ehrgeiz, Lebenslust durch Sport bis zu den Paralympischen Spielen brachte gibt es einen Bericht.

An einer ganz besonderen Art der Völkerverständigung beteiligten sich Jugendliche mit ihrer Lehrerin in einem mehrjährigen Projekt. Sie nahmen an den französischen Freiluftaufführungen zur Erinnerung an die Schlacht von Verdun teil, die mit Hunderten von Akteuren und Tausenden von Zuschauern jährlich auf den ehemaligen Schlachtfeldern in historischen Kostümen aufgeführt wurden.

Erstaunliche Ernteerträge hatten die Kleinen vom Evangelischen Kindergarten Arche Noah, Mülheim. Ehrenamtlich betreut von einem Hobbygärtner lernten sie das Säen, Ernten und Brotbacken mit selbstgezogenem Getreide.

Dem Zusammenspiel von Umwelt, Natur und Tieren gingen Autoren nach und zeigen einen Kreislauf auf, der auch seine Tücken aufweist. Kleinere Naturwunder, wie warme Quellen im Tal bei Traben-Trarbach, und größere Naturkatastrophen, wie die Unwetter-Katastrophe von 1875 bei Bernkastel zeigen Licht- und Schattenseiten der Natur.

Im Schwerpunktthema wird unter anderem dem Lebensweg von Julius Peter Heil aus Dusemond (später: Brauneberg) nachgegangen. Er stieg auf vom Hilfsarbeiter zum Groß-Unternehmer und Gouverneur von Wisconsin.

Postkarten von der Mittelmosel sind Massenware, aber Postkarten aus dem Krankenlazarett im Bernkasteler Cusanusstift von 1917 sind eher selten. Wenn dann noch der Autor dem Schicksal des Soldaten, der in Bernkastel an seine Liebste schrieb, nachgeht, wird es spannend.

Dass es in Bernkastel 1926 zum Sturm auf das Finanzamt kam, ist hinreichend bekannt, doch dass nur einige Jahre später schon wieder eine Weinkrise an der Mosel aufzog, die die Abordnung eines Kriminalkommissars an die Mosel mit sich zog, der wegen eines Winzertumults in Kinheim im Geheimen ermittelte, war bisher noch nicht bekannt.

Warum ein einfaches weißes Kreuz mitten in einem Weinberg steht, wissen heute wohl nur noch wenige. Dessen Geschichte ist hochinteressant, denn es wurde 1937 von Jugendlichen als Protest gegen die Nazis errichtet.

Über jüdische Menschen, die während des Zweiten Weltkriegs deportiert wurden, wird ebenfalls in dieser Ausgabe berichtet. Eine über 90-jährige Amerikanerin hat nun nach 73 Jahren Gewissheit. Dank der Nachforschungen einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin des Emil-Frank-Instituts weiß sie endlich über das Schicksal ihrer Mutter Bescheid.

Wir sind Rheinland-Pfälzer und können unser Bundesland nicht mehr wegdenken. Doch vor 70 Jahren war alles anders. Ein Land aus der Retorte, das die ungeliebte französische Besatzungsmacht so einfach aus dem Ärmel zog, wollte im Hungerwinter 1946/47 nicht unbedingt von seinen pfälzischen und rheinländischen Bewohnerinnen und Bewohnern angenommen werden. Auch Ministerpräsident Peter Altmeier, ab 1947 im Amt, bescheinigte dem Land keinen Ewigkeitswert und blieb schließlich 22 Jahre im Amt. Unter welchen harten Begleitumständen das Land gegründet wurde, ist anschaulich im Kreisjahrbuch festgehalten.

Dass damals ungefähr zeitgleich mit den Landtagswahlen die strikte Trennung zwischen katholischen und evangelischen Schülern – die sogenannte Konfessionsschule – in Rheinland-Pfalz per öffentlicher Abstimmung eingeführt wurde, ist sicherlich noch dem einen oder anderen bekannt, der sich an getrennte Schulen und Schulhöfe erinnert.

Etwas weiter zurück in der Zeit geht ein Autor, der sich an einen geheimen ökumenischen Gottesdienst in russischer Gefangenschaft erinnert.

Eine ganze Malerfamilie aus Graach ist im Laufe der Jahrhunderte in unserer Gegend in Vergessenheit geraten. Doch im elsässischen Straßburg und seiner weiteren Umgebung sind große Ölgemälde in Kirchen und Bürgerhäusern präsent. Interessant ist, dass unter den malenden Kindern des Künstlers zwei Frauen waren, die ihre Brüder an Kunstfertigkeit auf hohem Niveau im 18. Jahrhundert weit übertrafen. Zwei Familienforscher machten sich auf, den Werken der Familie Thanisch (auch Daniche oder Danich genannt) nachzuspüren.

Wie man statt großer Gemälde kleine zarte künstlerische Gebilde entstehen lässt, erzählt eine Autorin, die sich der Ostereiermalerei verschrieben hat. Wenn eine 87-jährige Dame von sich sagen kann, sie habe sich in ihrer Arbeit, die über fast ein ganzes Leben ging, wohlgefühlt, ist das schon etwas Besonderes. Sie war Dienstmädchen im Cusanusstift und dort über 50 Jahre die gute Seele des Hauses.

Neu beseelt ist auch ein altes berühmtes Häuschen am Bernkasteler Marktplatz – das Spitzhäuschen. Es feiert 600 Jahre Bestehen und ist eine urgemütliche kleine Weinstube auf zwei Etagen mit einem engagierten Weinwirts-Ehepaar, das über viel Geschichte und Geschichten von Bewohnern und Besuchern des Spitzhäuschens erzählen kann. Nicht weit davon entfernt – am anderen Ufer der Mosel – lockte die Cusanus-Bibliothek prominente Besucher an. Was führte die Herren dorthin, was war ihre Herkunft?

Diese und viele andere spannende Fragen stellten sich 45 Autorinnen und Autoren. Sie schrieben exklusiv für das Kreisjahrbuch eigene Erinnerungen sowie aus fundiertem historischem Wissen und intensiver lokalhistorischer Forschung für allgemeinverständliche Beiträge. Anregende Lyrik und Mundart geben dem Kreisjahrbuch seine eigene Note.

Die neuen Kreisjahrbücher Bernkastel-Wittlich gibt es ab sofort in den Buchhandlungen des Landkreises, beim Shopping-Center Bungert sowie bei der Bürgerberatung der Kreisverwaltung zum Preis von 6,80 Euro. Die Auflage von 2.700 Exemplaren wird ermöglicht durch finanzielle Unterstützung der Sparkasse Mittelmosel Eifel-Mosel-Hunsrück und vieler heimischer Unternehmen.