Zur Navigation springen Zum Inhalt springen

Am 01.07.2003 startete bei der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich das Pilotprojekt zur „Einführung eines Geographischen Informationssystems (GIS) in den Kreisverwaltungen in Rheinland-Pfalz. Seit April 2006 sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung in der Lage auf das System zuzugreifen.

Mit Hilfe von GIS ist die Kreisverwaltung in der Lage, digitale Karten (z.B. Liegenschaftskarten, Luftbilder, aber auch Bebauungs-, Flächennutzungs- sowie weitere Fachpläne) miteinander zu kombinieren und die daraus gewonnenen Informationen in die täglichen Arbeitsabläufe einfließen zu lassen. Im Katastrophenfall können z.B. Sperrgebiete auf Knopfdruck ausgewiesen und die nötigen Maßnahmen veranlasst werden. Die Einsatz- und Anwendungsgebiete von GIS in den Kommunalverwaltungen sind äußerst umfassend.

Die GIS-Implementierung selbst wurde durch ein entsprechendes Forschungsprojekt der Fachhochschule Mainz begleitet, das vom Landkreistag Rheinland-Pfalz in Auftrag gegeben und vom Land fachlich und finanziell unterstützt wurde.

Motivation und Inhalt

Wesentlicher Anlass für das Projekt war ein im Oktober 2002 zwischen dem Innenministerium Rheinland-Pfalz und den kommunalen Spitzenverbänden geschlossener Vertrag über die Nutzung von Geobasisinformationen der Vermessungs- und  Katasterverwaltung, wonach die Kreise, Städte und Gemeinden das umfassende Recht erhalten, sämtliche Geobasisdaten (z.B. Kataster, Liegenschafts- und Eigentümerinformationen, Topographische Karten, Luftbilder etc.) gegen ein pauschales Entgelt zu nutzen.

Auf kommunaler Ebene exisitiert ein sehr breites Spektrum sinnvoll nutzbarer GIS-Anwendungen,rund 80% aller Fragestellungen in diesem Bereich weisen einen Raumbezug auf. Beispielhaft seien hier die Gebiete Planung und Raumordnung, Natur- und Umweltschutz sowie Wirtschaftsförderung genannt. Auch Fachbereiche, die auf den ersten Blick nicht unmittelbar mit GIS in Verbindung zu bringen sind, können von GIS profitieren so z.B. im Veterinärdienst oder in der Jugend- und Sozialhilfeplanung und in der Abfallwirtschaft.

Projektziele

Ein Konzept zum Umgang mit Geodaten und zur Implementierung eines Geoinformationssystems wird zunächst für die Pilotkreisverwaltung erarbeitet. Die Ergebnisse aus der Projektstudie flossen in ein Pflichtenheft für ein Ausschreibungsverfahren zur GIS-Einführung ein. Die komplette GIS-Implementierung wird unter der fachlichen Begleitung der Fachhochschule Mainz exemplarisch bei der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich vollzogen. Dies geschieht unter Einhaltung des erarbeiteten Konzeptes, um eine effiziente Vorhaltung und Verarbeitung der Geodaten gewährleisten zu können. Das Projekt dient als Handlungsschema und Leitfaden für die GIS-Einführung in anderen Kreisverwaltungen in Rheinland-Pfalz. Ein landesweit einheitliches GIS-Konzept auf der Ebene der Kreisverwaltungen wird angestrebt.

Projektphasen

Die Durchführung des Projekts orientiert sich an den Projektphasen Systemanalyse–Systemauswahl–Systemeinführung.

Die erste Projektphase startete im Sommer 2003. Am Anfang gab es eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Daten sowie der Arbeitsabläufe in der Kreisverwaltung u.a. durch Befragungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Strukturierungsschema dieser Ist-Analyse bildete der Produktkatalog der Kreisverwaltung. Die daraus gewonnen Kenntnisse sind in das umfangreiche Pflichtenheft und damit in die Ausschreibungsunterlagen eingeflossen und dienen als wichtige Anhaltspunkte für die GIS-Einführung in den einzelnen Fachbereichen.

Gegenstand der zweiten Projektphase war die Ausschreibung mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb sowie eintägiger Testinstallation. Die Ausschreibung wurde im Zeitraum August 2005-Oktober 2005 durchgeführt. Die Firma AED-SICAD aus München bzw. Bonn erhielt am 21. November 2005 den Zuschlag.

Die ditte Phase des Projektes startete im Dezember 2005 mit der Installation und Datenmigration. Die notwendige Hardware und Software wurde installiert und integriert. Die vorhandenen Geodaten wurden in die Datenbank eingespielt. Zudem wurden die ersten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Umgang mit dem System geschult.

Frau Landrätin Läsch-Weber machte bei der Präsentation des Abschlussberichts der Fachhochschule Mainz am 29.06.2006 in der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich deutlich, dass mit Hilfe von GIS die Arbeitsqualität erheblich gesteigert werden könne. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung können nunmehr direkt vom Arbeitsplatz aus auf das von ihnen benötigte Kartenmaterial zugreifen und dieses Kartenmaterial mit weiteren Informationen verknüpfen. Schwierigkeiten, die sich dadurch ergeben haben, dass Karten und Pläne nur in Papierform mit oft nur eingeschränktem Informationsgehalt vorlagen, gehören der Vergangenheit an.“ Die Landrätin zeigte sich davon überzeugt, dass mit Hilfe von GIS die Kreisverwaltung sich weiter als starker und moderner Dienstleister für den kreisangehörigen Raum positionieren kann.

Nach einer ausführlichen Testphase und einem Probebetrieb wurde das System am 08.12.2006 in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Mainz technisch abgenommen. Die GIS-Administration kümmert sich seitdem permanent um die Wartung des Systems, die Datenpflege, -aktualisierung, -aufbereitung und -beschaffung sowie die Betreuung und Schulung der Anwender.In einigen Fachbereichen konnten zudem schon umfangreich Geofachdaten für die tägliche Nutzung integriert werden. Der Schwerpunkt der Nutzung liegt bei den Daten des Liegenschaftskatasters (ALK/ALB).

Der sukzessive Ausbau des Systems wird vom GIS-Administrator nach der Prioritätenliste des Pflichtenhefts und in Absprache mit den Fachbereichen vorangetrieben. Eine wichtige Daueraufgabe wird es sein, die in den einzelnen Fachbereichen vorhandenen Daten mit Raumbezug so aufzubereiten, dass sie im GIS-System einsetzbar sind. Gleichzeitig werden in der sich nach wie vor regelmäßig treffenden GIS-Projektgruppe des Landkreistags wichtige Themen GIS betreffend behandelt. Auch hier wird das Fortscheiten des GIS-Projekts in der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich ständig aktuell beobachtet und durchweg positiv beurteilt. Die GIS-Einführung dient den Kolleginnen und Kollegen anderer Landkreise als wichtige Erfahrungsgrundlage und Entscheidungshilfe für eigene Projekte.