Am Internationalen Tag der Kinderrechte trafen sich Fachkräfte aus Jugendhilfe, Gesundheitswesen, Schulen und zivilgesellschaftlichen Trägern zur Netzwerkkonferenz Kinderschutz im Jugendheim St. Bernhard in Wittlich. Im Mittelpunkt stand die Frage: Ist weibliche Genitalverstümmelung (FGM/C) ein Thema für den Kinderschutz im Landkreis Bernkastel‑Wittlich? Die Veranstaltung verband fachliche Information mit praktischen Handlungsempfehlungen und bot Raum für interdisziplinären Austausch.
Die Konferenz begann mit Grußworten und einem Bericht zur Netzwerkarbeit im Landkreis Bernkastel-Wittlich. Im Hauptvortrag von Dr. Idah Nabateregga, die deutschlandweit im Bereich Prävention, Schutz und Intervention zum Thema FGM/C berät, wurden grundlegende Informationen zu Formen, gesundheitlichen Folgen und rechtlichen Rahmenbedingungen zur weiblichen Genitalverstümmlung vermittelt. Ergänzt wurde das Programm durch die Vorstellung des Landesprojekts FGM/C am Psychosozialen Zentrum für Flucht und Trauma des Caritasverbandes Mainz, einen „Markt der Möglichkeiten“ und eine Fallbearbeitung mit anschließender Diskussion. Der „Markt der Möglichkeiten“ und die interdisziplinären Fallgespräche zeigten funktionierende Kooperationen.
Es war bedeutsam, dass die Netzwerkkonferenz einem so dringlichen und dennoch oft übersehenen Thema wie der weiblichen Genitalverstümmelung Raum gegeben hat. Nur wenn wir dieses schwierige Feld sichtbar machen, schaffen wir die Grundlage für wirksame Prävention, stärkere Vernetzung und echten Schutz für die Menschrechte betroffener Mädchen und Frauen herzustellen.“ (Zitat einer Teilnehmerin)
Die Zahlen und Fallbeispiele verdeutlichen, dass FGM/C auch auf lokaler Ebene von Bedeutung ist. Nach Schätzungen der Ausländerbehörde und des Jugendamtes der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich sind rund 160 Frauen und Mädchen im Landkreis betroffen oder gefährdet. Darunter befinden sich 61 Minderjährige, überwiegend im Alter zwischen vier und zwölf Jahren. Diese Daten machen deutlich, dass Fachkräfte das Thema in Prävention, Beratung und Intervention konsequent berücksichtigen müssen.
Viele Teilnehmende berichteten, die Veranstaltung habe ihnen die Augen geöffnet. Unwissenheit wurde als zentrale Gefährdungslage benannt. Dr. Nabateregga gab konkrete Hinweise, wie Gefährdungen erkannt, kultursensibel angesprochen und Schutzmaßnahmen eingeleitet werden können. Weiterhin zeigte sich ein hoher Bedarf an qualifizierter Sprachmittlung sowie an spezialisierter medizinischer Versorgung.
Kontakt: Florian Meurer Netzwerkkoordination Kinderschutz, Kreisverwaltung Bernkastel‑Wittlich 06571 14‑2189, Florian.Meurer@Bernkastel‑Wittlich.de